Das
F e s t bei G a i b a ch
Entwurf
Bayerische Staatsbibliothek, Lithogr. 394:
Ueber das Große Denkmal auf die
Verfassungs-Urkunde, das an den Ufern des
Mains von Sr. Excellenz, dem Reichsrath
Grafen von Schönborn-Wiesentheid gesetzt
wird (aus dem Kunst- und Gewerbe-Blatt
des polytechnischen Vereins 1821 Nr. 28
besonders abgedruckt). Zeichnung v.
Klenze, Ausschnitt
2017-08-29-10-41-45_00008 Lithographie Konsti BSB
H 17 687
am 26ten Mai
1821
‚Bei Legung des Grundsteines zur Säule, welche der Herr Graf Franz Erwin von
Schönborn als Denkmal der Bayerischen Verfassung errichten läßt.
Wo der beschiffte Main Franconiens Gauen durchströmet
Sieht man einen Palast beim niedergelegenen Gaibach.
Gärten voll Anmuth, wie die vom Mäoniden besungnen
Des Alkinous waren, erheben sich sanft an der Höhe,
Bis zum entlegenen Gipfel, der weit in der Ferne hervorragt.
Nichts als gesegnete Fluren erscheinen so weit nur das Aug‘ reicht.
Schönborn, der lieblichen Gegend Besitzer, erkor diese Stelle,
Da zu feyern den Bund, den Bayerns König geschlossen
Mit dem glücklichen Volk, als er ihm seine Rechte bestimmte.
Welche Freude durchströmte die Brust der staunenden Menge,
Als der Grund zum Denkmal von Bayerns Erben gelegt ward,
Von der theuren Gemahlin, und dann den Vertretern des Volkes.
Als der kräftige Redner mit hoher Begeist’rung gesprochen,
Und der Fürst von dem Sinne der ernsten Feyer ergriffen
Ueber’m Grundstein‘ hin, nun zum Altar geheiligt,
Jedem reichte die Hand der abgeordneten Bürger,
Treue bis in den Tod dem Könige und der Verfassung! –
Laut erhob sich der Jubel und nach dem festlichen Rückzug‘
Tönten die frohen Gefühle noch fort beim traulichen Gastmahl‘-
Rühme die Wunder nicht, o Memphis, der Pyramiden!
Nein, Denkmäler der Knechtschaft, wodurch eine Menge den Tod
fand.
Zeugen der Tyraney und der Pharaonen Verrücktheit
Sinken in Schatten zurück. Die Säule, die Schönborn errichtet,
Gleicht dem Baue Trajans, für immer die Ehrfurcht gebietend,
Stattlich, wie einst in Athen Perikles seine Werke gestiftet;
Gleich einer Arbeit der Römer, für ewige Dauer berechnet.
Einstens wird sprechen der Wanderer, das hohe Gebäude erblickend
Glücklich das Land, wo König und Volk so innig vereint sind,
Glücklich das Land, wo ein Bürger so edlen Sinn an den Tag legt!
Unauslöschlich besteht in unserem Gedächtnis die Feyer,
Schönborn! Dir sey Dank für das Denkmal von hoher Bedeutung.
Graf von Rechteren-Limpurg
Original
München, Bayerische Staatsbibliothek -- 4 Don.Lud. XIV,44
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