Wir befinden uns in der Hauptstraße der Unteren Altstadt und gehen in Richtung Unteres Tor. Die Gebäude rechts und links der für eine enge Altstadt großzügig angelegten ehemaligen Marktstraße wurden überwiegend im 17. Jahrhundert erstmals urkundlich erwähnt und bilden – vergleichbar der Hauptstraße in der Oberen Altstadt – den Rahmen für eine hohe Aufenthaltsqualität. Gastronomie, Hotelgewerbe und Wein sind prägend für diesen Straßenabschnitt. Vor allem in der wärmeren Jahreszeit wirken die zahlreichen Außenbewirtungen wie ein Magnet, der vorbeischlendernde Menschen einlädt zu verweilen und beispielsweise bei einem Gläschen Wein dem fröhlichen Straßentreiben beizuwohnen.


Unser erstes Ziel ist das Schelfenhaus in der Schelfengasse 1. Auf unserem Weg dort hin betrachten wir die stattlichen Anwesen rechts und links der Hauptstraße und merken sehr schnell, dass Gastgewerbe und Wein hier die erste Geige spielen. Ein Vergleich zwischen alten Ansichten und dem Heute ist ein durchaus anregendes Element für höchst persönliche Schlussfolgerungen.


Rechts von uns bemerken wir im Gebäude Hauptstraße 26 ein Eiscafe. Das ehemalige Haus aus dem 18. Jahrhundert, ehemals mit Halbwalmdach, ist 2012 abgebrannt und wurde 2016 durch einen Neubau ersetzt. Hier eine historische Ansicht der Häuser Hauptstraße 30 bis 24.

Links von uns befindet sich im Gebäude mit der Hausnummer 13 das alteingesessene Cafe Mees.

Das Haus stammt aus dem 18./19. Jahrhundert. Die Konditorei und Lebkuchenbäckerei besteht bereits seit 1875. Vorher gab es dort Handwerkerbetriebe und ab 1823 das Gasthaus „Zur Goldenen Sonne“.


Hier ein Blick zurück in eine längst vergangene Zeit: Häuserzeile Hauptstraße 13 bis 19, u. a. mit damals typischem Verkaufserker.


Das schmale Gebäude Hauptstraße 17 besticht im Erdgeschoss mit einem Kunstkabinett für Kunst und Design. Es wurde im 17. Jahrhundert erstmals urkundlich erwähnt und 2019 generalsaniert.




Das Hinterhöfle in der Hauptstraße 30 lockt die Spaziergänger in seine Glasbasilika und bietet seinen Gästen wetterunabhängig ein angenehmes, lichtdurchflutetes Plätzchen zum Verweilen.

Das Gebäude stammt wohl aus dem frühen 17. Jahrhundert, wurde im Stil der Spätrenaissance errichtet und später barock – klassizistisch überformt. In den Jahren nach 1985 erfolgte die Sanierung des Gebäudes und der Umbau für den heutigen Gastronomiebetrieb.

Das Gebäude Hauptstraße 32 mit Vinothek im Erdgeschoss wird geschmückt durch die Hausfigur „St. Wendelin“. Diese lässt auf die Wurzeln der Eigentümer schließen, die das Gebäude aus dem Jahr 1602 in 2000 einer Generalsanierung unterzogen haben.

St. Wendelin

Das Haus aus dem 17. Jahrhundert hat wie andere Bürgerhäuser auch viele Eigentümer und unterschiedlichste Nutzungen erlebt. So kann die Nutzung des Erdgeschosses und des Gewölbekellers als Kunstgalerie für zeitgenössische Kunst in den Jahren 2001 bis 2018 als besonderes Highlight für Haus und Stadt gelten. Ein besonderes Angebot der Eigentümer besteht in der Möglichkeit, die historische Holzskulptur „Christus an der Geißelsäule“, die früher in der Wandnische stand und nach konservatorischer Restaurierung im Atelier steht, mit ihrer Zustimmung zu besichtigen.


Hier eine Ansicht des Gebäudes mit Kunstgalerie.

Christus an der Geißelsäule

Hier ein Blick in längst vergangene Zeiten z. B. für „modernisierende“ Umbauten in 1961 und vor der Generalsanierung


Wir gehen an weiteren gastronomischen Angeboten vorbei und erreichen die Schelfengasse. bis zu unserem ersten Etappenziel, Schelfengasse 1.


Schelfenhaus

Ein großzügiges und reich geschmücktes Barockgebäude, das Schelfenhaus, bittet um Aufmerksamkeit. Das zweiflügelige und zweigeschossige prächtige Gebäude mit Innenhof wurde in den Jahren 1719/1720 vom Handelsmann und Ratsherrn Johann Georg Adam Schelf, ab 1724 auch Bürgermeister, erbaut. Über dem kunstvoll vergitterten Oberlicht des reich geschmückten Eingangs sehen wir eine Wappenkartusche mit dem Wappen der Familien Schelf und Balbus. Wir erinnern uns an das Epitaph der angesehenen Familie Balbus in der nördlichen Hauswand des Anwesens Hauptstraße 9/Ecke Klostergasse.


Eingangsportal

Die Toreinfahrt zum Innenhof ist wie das gesamte Gebäude ebenfalls reich geschmückt. Über dem Rundbogen mit Masken-Schlussstein steht eine fast lebensgroße Steinfigur der Maria Immaculata.

Das Innere des Hauses beherbergt prachtvolle Räume, insbesondere Ofensaal, Bildersaal, Weißer Saal und Professor-Rösser-Zimmer. Diese können im Rahmen einer Gästeführung besichtigt werden.


Das Haus hatte – wie alle anderen Bürgerhäuser auch – viele Eigentümer und unterschiedlichste Nutzungen erlebt. Hervorzuheben bleiben die Verdienste der Familie Erbig, die von 1867 bis zum Verkauf des Anwesens im Jahr 1950 an die Stadt Volkach durch zahlreiche Renovierungen dieses besondere Kleinod erhalten hat.


1979 entstand der Neubau des östlichen Traktes mit Festsaal im Obergeschoss und Stadtbibliothek im Erdgeschoss. Der Eingang zum Festsaal befindet sich am nördlichen Nebengebäude im Innenhof. Zwei Marienfiguren mit Jesuskind schmücken den Eingang. 

Als „Gute Stube der Stadt“ dienen die Räume im ersten Obergeschoss heute wie damals Repräsentationszwecken. Im Untergeschoss betreibt die Akademie für Kinder- und Jugendliteratur ihre Geschäftsstelle und im östlichen Seitentrakt ist die Stadtbibliothek untergebracht.


Hier ein Blick zurück in vergangene Tage des Schelfenhauses.

Ausführliche Informationen zum Schelfenhaus finden Sie im Büchlein:

Markus Josef Maier: Das Schelfenhaus in Volkach

seine Architektur und seine Stuckdecken

Volkacher Hefte, Band 11, 2001. Zu erwerben im Museum Barockscheune.


Wir kehren zurück zur Hauptstraße. Auf unserem Weg dorthin blicken wir auf das Gebäude Hauptstraße 23. Unsere Aufmerksamkeit gilt der aus der Mitte des 18. Jahrhunderts stammenden Hausfigur „Josef mit Kind auf Konsole“, die zweifellos aus den schmückenden Elementen der Fassade hervorsticht. Das Gebäude wurde im 17. Jahrhundert erstmals urkundlich erwähnt und beherbergte zuletzt ein Blumengeschäft. Heute dient es Wohnzwecken.


An unserem Weg zum nächsten Etappenziel, dem Museum Barockscheune in der Weinstraße 7, liegt das historische Gasthaus zum Löwen, Hauptstraße 25. Das Haus war seit seiner ersten urkundlichen Erwähnung im 17. Jahrhundert bis zu seiner Schließung im Jahr 2018 durchgehend Gasthaus und Herberge. Heute steht es leider leer; geplant ist die Sanierung des Hauses.


Vorbei spaziert am Cafe M, Hauptstraße 27, früher Bäckerei Seltsam, stehen wir nun vor dem Hotel Belle Epoque, Ecke Hauptstraße 29/Mittlere Spitalgasse; ein gelungenes Beispiel für die Sanierung und Umnutzung alter Bausubstanz. Das Gebäude stammt im Kern aus dem 16. Jahrhundert.


Einen Blick zurück in die „gute alte Zeit“ ermöglichen uns Bilder aus längst vergangener Zeit.


Häuserzeile Hauptstraße 21 bis 29. Die Kutsche vor dem Gasthaus zum Löwen lässt auf Gäste schließen. 




Gruppenfoto mit Gästen und Personal des Gasthauses zum Löwen.


Bäckerei Seltsam, Hauptstraße 27, mit dem typischen Verkaufsfenster.



Spenglerei und Geschenkhaus Oefelein, Hauptstraße 29.



Ein weiteres Zeitzeugnis aus der Fotosammlung Konrad zeigt das Gebäude auf der gegenüber liegenden Straßenseite Hauptstraße 42 / Ecke Weinstraße mit dem Kaufhaus Schwab, den betagteren Bürgerinnen und Bürgern der Stadt noch bekannt als Kaufhaus Hock und Schlier


Wir biegen ab in die Weinstraße und erreichen nach wenigen Schritten unser 2. Etappenziel, das

Musem Barockscheune,Weinstraße 7.


Barockscheune


Das Gebäude wurde 1714 zweigeschossig aus kleinformatigen Muschelkalksteinen errichtet. Bekrönt wird es mit einem imposanten Mansarddach. Es ist teilweise unterkellert und war damit gut geeignet zur Lagerung von Vorräten aller Art. Die Scheune war zunächst Teil des Anwesens Weinstraße 5.

1872 erfolgte die Abtrennung der Barockscheune vom Anwesen Weinstraße 5.

1935 erwarb die Stadt Volkach das Anwesen. Es diente zunächst als Feuerwehrgerätehaus, später als Bauhof der Stadt.

2003 wurde das barocke Gebäude generalsaniert und zum Stadtmuseum umgestaltet. Das Architekturbüro Jäcklein aus Volkach trägt für die intelligente und sensible Restaurierung der alten Bausubstanz Verantwortung und wurde dafür mit einem Architekturpreis auf Bundesebene belohnt.


Nehmen sie sich Zeit für einen Besuch des Museums! Tauchen sie ein in die außerordentlich reiche Geschichte dieser Kleinstadt. Sie werden es nicht bereuen!


Worauf dürfen sie sich freuen?


  • Stadtmodell nach Katasterplänen von 1833
  • Volkacher Salbuch von 1504
  • Rechentisch
  • Informationen zum Weinbau
  • Sammlung alter Bocksbeutel von 1710 bis heute
  • Büttnerwerkstatt
  • Schiestl-Stube, 1910 vom Bildschnitzer Heinz Schiestl aus Würzburg gefertigt
  • Wechselausstellungen im Foyer


Hier noch einige historische Fotos von der Barockscheune.



Barockscheune als Feuerwehrgerätehaus – Vorderseite -




Barockscheune als Feuerwehrgerätehaus – Rückseite -



Wir kehren zurück zur Hauptstraße. Auf dem Weg dorthin fällt der Blick auf das mächtige zentrale Bossenportal des historischen Echterhofs, heute


Hotel Vier Jahreszeiten, Hauptstraße 31.



Dieser stattliche Renaissancebau, 2-geschossig mit Volutengiebeln und hohem Satteldach, wurde 1605 von Valentin Echter als Amtssitz auf dem Gelände des mittelalterlichen Hofs zum Rücker errichtet. Valentin Echter stand im Dienst seines Bruders, dem Fürstbischof von Würzburg und Stadtherrn von Volkach; er war Amtmann und Vogt in Volkach und Gaibach. Das zugehörige Vogteihaus liegt in der Unteren Spitalgasse. Hier befindet sich auch die Hofeinfahrt zum Anwesen.


Die wesentlichen Aufgaben eines Amtmanns waren:


  • Territorialverwaltung,
  • Steuererhebung,
  • Rechtsprechung und
  • Sicherheit und Ordnung.


1698 ging der Besitz an das Juliusspital über.

1803 wurde im Zuge der Säkularisation das Anwesen Staatseigentum. Untergebracht waren zunächst das Landgericht, später das Amtsgericht.

1966 Verkauf des Anwesens und Umbau zum Hotel Vier Jahreszeiten mit Restaurant im Erdgeschoss.


Ein historisches Bild vom Amtsgericht lässt uns zurückschauen in eine andere Zeit.



Weiter geht’s in Richtung Unters Tor. Beim Hotel Hochrein, Hauptstraße 33 queren wir die Hauptstraße und stehen vor dem Anwesen des Weinguts Max Müller I, Hauptstraße 46. Das Haus stammt im Kern aus dem 17. Jahrhundert und war Weingut des Juliusspitals. Im Schlussstein der rundbogigen Toreinfahrt finden wir die Inschrift:


DAS JULLI. W. SBITAL ANNO 1692 

Wir gehen einige Schritte weiter zum Nachbaranwesen Hauptstraße 48. Das Haus besticht durch seine eigenwillige Fassade. 



Das Gebäude stammt im Kern aus dem 16./17. Jahrhundert; von 1831 bis 1951 befand sich dort die Stadtapotheke. Heute befindet sich im Erdgeschoss eine Buchhandlung mit Cafe.


Hier Bilder aus längst vergangener Zeit.



Unterer Brunnen mit den Anwesen Hauptstraße 46 und 48.

Wir befinden uns bereits kurz vor unserem Ziel, dem Unteren Tor. Auf dem Weg dorthin queren wir erneut die Hauptstraße, schlendern vorbei an der Weinstube Torbäck, Hauptstraße 35, ehemals Bäckerei Fuchsberger, an Vinotheken und einem Eiscafe und stehen vor dem Unteren Tor.


Auf der anderen Straßenseite grüßt das historische Gasthaus Zum Storchen, Ecke Hauptstraße 54 / Storchengasse. Der Gasthof bestand laut Chronik bereits 1609 und ist damit einer der ältesten Gasthöfe der Stadt. Seit 2018 ist er leider vorübergehend geschlossen. Hoffen wir auf eine baldige Neueröffnung.



Unteres Tor – im Volksmund auch Krakenturm oder Gaibacher Tor genannt -


Das Untere Tor wurde im 13. Jahrhundert erbaut. 1579 wurde es unter Julius Echter umgebaut und mit einem Vorwerk verstärkt. Der Turm ist ca. 15 Meter hoch und hat 6 Geschosse. Die Turmspitze ziert seither eine Welsche Haube.


Die Bebauung reichte früher beidseits bis an den Turm. Im Zuge der Stadtöffnung wurde das Vorwerk um 1870 abgebrochen. Die Durchfahrt war wohl schon zu eng für die Fahrzeuge dieser Zeit. Etwa um 1930 musste das am Turm angrenzende Hebammenhaus der heutigen Durchfahrt zur Hauptstraße weichen.

Interessante Zeitzeugnisse sind die Hochwassermarken am linken Torpfosten aus der Vergangenheit.


Die folgenden historischen Bilder geben Einblick in längst vergangene Zeiten.


Ehemaliges Vorwerk



Blick zum Unteren Tor vor dem Abriss des Hebammenhauses. 


Blick durch das Untere Tor in die Altstadt


Unteres Tor von außen


Damit endet unser Spaziergang vom Oberen Markt zum Unteren Tor. Wir hoffen, dass der Spaziergang sie mit vielen anregenden Informationen und vor allem positiven Eindrücken von dieser Stadt bereichert hat. Kehren sie zurück in die Altstadt und lassen diesen Tag mit einem leckeren Eis, einem duftenden Kaffee oder bei einem guten Glas Wein ausklingen. Gelegenheit dazu finden sie sicher reichlich.


Auf Wiedersehen!


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